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Per Bootstrapping zur Mass-Customizing-Plattform

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MeinSpiel ist endlich online. „Endlich“ deshalb, weil unsere Plattform zum Mass-Customizing von Spielen doch einiges mehr an Planungs- und vor allem Entwicklungszeit gebraucht hat als vorher gedacht. Daher wollen wir in diesem Blogpost einmal ausführlich die neue Plattform vorstellen und den Weg von den ersten Planungen bis zum Launch beschreiben. Wie fing alles an, welche Stolpersteine gab es, wie funktionierte die Finanzierung, welche Umsätze werden gemacht, und wie wird es nun weitergehen?

Ausgangslage

Nachdem wir 2008 den Umbau unseres damaligen Verlags „Kultquartett“  zu einem Anbieter für individualisierte Kartenspiele eingeleitet hatten, war die Webplattform Meinkartenspiel der erste Schritt. So konnten unsere User zum Beispiel Quartettkartenspiele am Bildschirm selbst gestalten und als echte Karten produzieren lassen. Da wir im Gründerteam keinen Programmierer hatten, entwickelten wir bereits bei dieser Vorgänger-Plattform ein Finanzierungsmodell, das unseren Hamburger Druckpartner miteinbezog. Zu dieser Art der Gründungsfinanzierung komme ich gleich noch näher zu sprechen. Auf jeden Fall war schnell klar, dass wir mit dem neuen Unternehmensmodell „Mass Customizing von Spielen“ richtig lagen. So konnten wir neben dem oft begeistern User-Feedback auch einiges an Kritik, Verbesserungsvorschlägen und Produktanregungen für künftige Erweiterungen sammeln, was mit klassischer Marktforschung wohl kaum möglich gewesen wäre.

Neue Produkte und Funktionen

Die neue Plattform MeinSpiel.de bietet dem User nun auf der einen Seite mehr und vor allem einfachere Möglichkeiten für Spielindividualisierungen. Beispielsweise seien hier Skatspiele mit eigenen Fotos anstatt von Buben, Damen und Königen genannt, oder Memo-Spiele und Puzzles. Auf der anderen Seite werden dem Kunden nun deutlich komfortablere Möglichkeiten geboten, sein Spiel grafisch und textlich zu individualisieren. So können hochgeladene Fotos gedreht, gespiegelt und skaliert werden, oder es können Texte in verschiedenen Formaten darübergelegt werden, damit möglichst viele Spielideen möglichst einfach umsetzbar und produzierbar sind.

Technische Umsetzung

Nun mag man zurecht bemerken, dass vom Beginn mit der Plattform MeinKartenspiel bis heute zum Launch von MeinSpiel zwei Jahre eine recht lange Zeit sind. Das haben wir uns auch wahrlich kürzer vorgestellt, nur hat die Zeit auch gezeigt, dass in der Entwicklung zwischen einem reinen Online-Shop und einer komplexen Mass-Customizing Plattform diverse technische Stolpersteine liegen, die verschiedenen Programmierern lange Nächte und vielleicht auch das eine oder andere graue Haar bereitet haben.

Zwar gibt es im Markt der Online-Shop-Systeme inzwischen einige Anbieter, die Produktindividualisierungen anbieten, doch muss man eben auch genau hinsehen, wie weit diese gehen, und was ganz konkret damit individualisiert werden kann. Für die Spiel-Individualisierungen, so wie wir es uns vorstellten, gewann schließlich die Einsicht, dass wir am besten auf eine Neuprogrammierung eines Shops setzen sollten, um bei den Produkten im Zweifel immer frei von möglichen Limitierungen eines Systems zu sein. Im Frühjahr dieses Jahres begann dann auch die eigentliche Programmierarbeit für das neue System.

Ist die Frage der Shop-Umsetzung dazu geklärt, steht jedoch die aus technischer Sicht anspruchsvollere Aufgabe der Produkt-Konfiguratoren an. Denn das ist schließlich der Kern unseres Angebots, mit dem der User möglichst intuitiv eine Benutzeroberfläche zur grafischen Gestaltung von Spielen bedient. Und hier muss man sagen, haben wir und die Jungs der Agentur INSTANTSOUP Media wirklich Lehrgeld gezahlt. Der Teufel steckte immer wieder im Detail diverser Features und Grafikoptionen, die uns Woche für Woche die Zeitplanung obsolet machten.

Mit den Ergebnissen sind wir allerdings nun umso zufriedener. Unsere Test-User kamen gut mit den neuen Konfiguratoren klar, und das Feedback war neben wenigen Macken einhellig positiv. Daher sind wir bereits jetzt mit der Plattform live gegangen, auch wenn der neue Quartett-Konfigurator noch in den letzten Zügen der Programmierarbeit steckt. Die ganze Seite ist natürlich noch nicht perfekt, aber wir haben alleine in den ersten Tagen so viele gute Hinweise und Tipps bekommen, dass der  Launch mit einer zu 90% fertigen Plattform sich bereits jetzt schon gelohnt hat.

Wir werden jetzt noch etwa bis zum Jahresende MeinKartenspiel und MeinSpiel parallel online lassen, bevor wir dann beide Angebote endgültig auf MeinSpiel zusammenführen.

Finanzierung per Bootstrapping und Agenturbeteiligung

Bevor es mit der neuen Plattform überhaupt in die Planung gehen konnte, stand die Frage der Finanzierung. Auf der hohen Kante hatten wir das erforderliche Kapital leider nicht, und einen Bankkredit haben wir nie wirklich ernsthaft in Betracht gezogen. Nach einem ersten Abklopfen von möglichen Kapitalgebern schien uns eine großangelegte Kapitalakquise ebenso nicht sinnvoll, da das Investitionsvolumen der reinen Technik fast zu gering war, und wir dafür erstens den Akquiseaufwand und zweitens die damit verbundenen Abhängigkeiten vermeiden wollten. Die Lösung gelang letztlich durch eine Kombination von Bootstrapping und Erfolgsbeteiligung der Technologie-Agentur.

Unsere Agentur INSTANTSOUP Media war vom Konzept der neuen Plattform ebenso überzeugt und daher auch bereit mit ins Risiko zu gehen. Auf diesem Wege konnten wir die Kosten unter Kontrolle behalten, während sich die Programmierer nach dem Launch gleichzeitig mit uns über höhere Umsätze freuen können, da diese über einen festgelegten Zeitraum zum Teil in deren Kasse fließen werden.

Was das Thema Bootstrapping angeht, profitierten wir die gesamte Planungs- und Entwicklungszeit davon, dass wir von vornherein parallel ein Angebot für Businesskunden aufgebaut hatten, sprich für Firmen, Verbände, öffentliche Institutionen und so weiter, die individuelle Spielprojekte mit großen Stückzahlen umsetzen. Das heißt, wir organisieren wie eine Produktionsagentur den kompletten Prozess eines solchen Projektes für den Kunden vom Angebot über das Datenhandling bis zur Auslieferung der Europaletten mit den fertigen Spielen. Vor kurzem war es beispielsweise der Schuh-Shop Mirapodo mit einem Schuhquartett, das allen Erstkunden im Versandpaket beigelegt wurde. Andere Beispiele sind  Red Bull mit einem individuellen Poker-Set oder das Bundespresseamt, das bei uns ein Quiz zum Thema „20 Jahre Deutsche Einheit“ machen ließ.

Durch diese Art von Aufträgen konnten wir zusammen mit der Kleinserien- und Einzelstückproduktion sowie unserem alten Verlagsbereich im letzten Jahr erstmals die Umsatzgrenze von einer halben Million knacken. Dieses Jahr werden wir das Ergebnis weiter deutlich steigern, was jetzt bereits abzusehen ist. Die Entwicklung der Plattform MeinSpiel.de wird bei uns also intern quersubventioniert, indem wir einen Teil der Erträge aus den Großkundenaufträgen dort reinvestieren.

Die Vorteile einer solchen Bootstrapping-Strategie mit organischem Wachstum sehen wir zum einen in der Unabhängigkeit, die wir uns bewahren konnten, zum anderen in den Lerneffekten bezüglich der Kundenwünsche und dem Produkt selbst. Was allerdings für die Firmenaufträge an Manpower gebunden wird, sollte man nicht außer Acht lassen. Die persönliche Betreuung der Aufträge frisst gewaltig am eigenen Zeitbudget, und ein immer wieder klingelndes Telefon macht konzentriertes strategisches Arbeiten auch nicht leichter. Dadurch fielen auch das Thema Social Media und andere Aktivitäten, die nicht unmittelbar zu Umsätzen führen, meistens unter den Tisch.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir rüsten auf. Erst vor wenigen Tagen haben wir für unseren Businesskunden-Bereich eine neue Vollzeitmitarbeiterin eingestellt, die künftig die kompletten Aufträge unter ihre Fittiche nimmt, so dass wir uns stärker um das Marketing und die Weiterentwicklung von MeinSpiel.de kümmern können. Damit wächst unser kleines Team jetzt auf vier feste Mitarbeiter.

Inhaltlich ist MeinSpiel.de erst die Basis, die in den nächsten Wochen und Monaten kontinuierlich um weitere Themen und Spielprodukte ausgebaut werden wird.  Man darf also gespannt sein, was noch so alles kommen wird.